Das offene Bein - Ulcus Cruris
Das Geschwür entwickelt sich im Lauf der Zeit üblicherweise zu einer offenen und meist nässenden
Wunde, die über einen längeren Zeitraum nicht abheilt und deshalb als chronisch bezeichnet wird. In der Umgangssprache wird Ulcus cruris auch als offenes Bein bezeichnet.
Dieses Problem betrifft meist ältere Menschen, die bereits unter verschiedenen Grunderkrankungen leiden.
Definition von Ulcus cruris
Bei einem typischen Ulcus cruris handelt es sich um einen Verlust an Gewebesubstanz, der in den meisten Fällen mit Entzündungen verbunden ist. Am häufigsten tritt die Erkrankung im Bereich des Unterschenkels unmittelbar unter dem oberen Sprunggelenk auf. Dieser wird auch als Ulcus cruris venosum bezeichnet. Der Defekt im Gewebe äußert sich meist als schmerzende Wunde, die nur eine geringe Heilungstendenz aufweist.
Wer ist von einem Ulcus cruris betroffen?
Bei Frauen tritt ein Ulcus cruris weitaus häufiger auf als bei Männern. Während dieses Problem am Bein vor dem 40. Lebensjahr kaum vorkommt, steigt die Rate der Betroffenen vor allem ab dem 80. Lebensjahr an. Allein in Deutschland dürften etwa drei Prozent der über 80-Jährigen unter dem Problem leiden. Bei bis zu 90 Prozent der Erkrankungen befinden sich die Ursachen in den Venen, während etwa zehn Prozent ihre Ursache in einer arteriellen Durchblutungsstörung haben.
Insgesamt leiden deutschlandweit rund 80.000 Menschen an Ulcus cruris.
Wie entsteht Ulcus cruris?
Grundsätzlich entsteht Ulcus cruris dadurch, dass sich die Heilungstendenz des Gewebes verschlechtert, wenn die Durchblutung des Gewebes nur mangelhaft gewährleistet ist. Häufig wird das offene Bein durch eine Kleinstverletzung ausgelöst, oft siedeln sich an den betroffenen Stellen Bakterien an, wodurch auch in der direkten Umgebung Entzündungen entstehen können.
Als schwerste Form einer chronisch-venösen Insuffizienz gilt übrigens das Ulcus cruris venosum. Dieses tritt als fortgeschrittene Form eines Leidens an den Venen auf.
So wird Ulcus cruris untersucht
Die Untersuchung
erfolgt bei einem klassischen Ulcus cruris im Rahmen einer Blickdiagnose, also per Augenschein durch den Arzt. Wichtig für die Diagnose sind unter
anderem auch die Veränderungen an der Umgebung. Weitere Risikofaktoren, die zum Entstehen beitragen können, müssen dabei natürlich ausgeschlossen werden. Üblich ist es, den Heilungsprozess des
Ulcus cruris fotografisch zu dokumentieren. Sollte der Heilungsverlauf Besonderheiten aufweisen, werden gelegentlich auch Gewebeentnahmen durchgeführt, die anschließend bakteriologisch getestet
werden.
Das Behandlungsziel: Den Druck reduzieren
Bei der Behandlung
eines Ulcus cruris steht vor allem im Vordergrund, den Druck in den Venen und den venösen Haargefäßen zu mindern, sodass sich neues Bindegewebe bilden kann. Bei der Behandlung wird deshalb
die Kompressionstherapie genutzt, wodurch der
Druck in den Venen gesenkt werden soll. Ergänzend dazu werden gerinnungshemmende, operative und wundreinigende
Methoden angewandt. Sollten die betroffenen Patienten unter Schmerzen leiden, ist gegebenenfalls auch eine Schmerztherapie notwendig. Darunter werden alle Maßnahmen verstanden,
welche dazu führen sollen, Schmerzen beim Patienten zu verringern.
Die verschiedenen Verfahren zur Behandlung eines offenen Beins
Wird sich für ein operatives Verfahren zur Behandlung entschieden, geht es meistens darum, Druck aus dem Blutkreislauf zu nehmen. So werden einzelne Venen entfernt, während an anderer Stelle neue Venenklappen transplantiert werden.
Sofern die Ursachen, die zur Bildung eines Ulcus cruris beigetragen haben, entsprechend behandelt werden, lässt sich die Heilung durch eine lokale Wundbehandlung unterstützen. Das Mittel der Wahl ist dabei die feuchte Wundbehandlung. Hierbei erfolgt die Wundheilung in einem feuchten Milieu, sodass die Wunde nicht austrocknen kann. Dadurch sollen optimale Bedingungen für die Wundheilung geschaffen werden. Für diese Art der Behandlung werden verschiedene Verbandstoffe wie Gazen, Schaumstoffe und ähnliches angeboten.
Zwar wurden in der Vergangenheit diverse Verfahren untersucht, welche die Wundheilung unterstützen sollen, jedoch ergaben sich bislang nur bei wenigen Methoden konkrete Hinweise auf eine Wirksamkeit. Dazu gehören etwa Anwendungen mit Zink, Kollagen und Wasserstoffperoxid.
Eine weitere
Möglichkeit stellt die medikamentöse Behandlung dar. Diese sollte allerdings nur als Ergänzung zur entstauenden und lokalen Behandlung
verstanden werden. Eingeschränkt wird der Einsatz von Medikamenten darüber hinaus durch mögliche Nebenwirkungen. Für einige Präparate wie Acetylsalicylsäure, Iloprobst und Prostagladin E1 liegen
inzwischen positive Wirkungsnachweise vor. Leidet der Patient zudem unter Mangelerscheinungen, kann die Zugabe von Eisen, Zink, Albumi, Folat, Selen oder Vitamin C den Heilungsprozess
unterstützen.
Lässt sich dem Ulcus cruris vorbeugen?
Soll der Bildung
eines Ulcus cruris venosum vorgebeugt werden, ist es notwendig, eine eventuell vorhandene chronische venöse Insuffizienz konsequent zu behandeln. Weil die Thrombophilie, also die Neigung zur
Bildung von Blutgerinnseln wesentlich zur Entstehung eines Ulcus cruris beitragen kann, ist gegebenenfalls auch die Untersuchung von nahen Verwandten sinnvoll, um das individuelle Risiko für den
Patienten einschätzen zu können. Entscheidend hierbei ist der Risikofaktor in Bezug auf die Normalbevölkerung. Untersucht werden können beispielsweise Faktor-V-Leiden-Mutationen,
Protein-C-Mangel, Protein-S-Mangel oder ein Antithrombin-Mangel.
Wie steht es um die Heilungschancen?
Grundsätzlich stehen die Chancen darauf, Ulcus cruris zu heilen, gut, auch wenn es sich unter Umständen um einen äußerst langwierigen Prozess handelt. Denn ein Ulcus cruris gilt als besonders therapieresistent. Sofern sich nicht innerhalb der ersten drei Monate nach Beginn der Behandlung Heilungstendenzen zeigen oder der Ulcus cruris nach spätestens zwölf Monaten abgeheilt ist, bedarf es intensiver Vorbeugemaßnahmen, um ein erneutes Aufbrechen zu verhindern.
Behandelt werden kann das offene Bein auch mittels einer Wundtoilette. Bei diesem Verfahren wird infiziertes, abgestorbenes oder geschädigtes Gewebe aus der Wunde entfernt. Dieses Verfahren wird angewandt, um die Wunde ungehindert beobachten zu können und das Heilverfahren bereits frühzeitig zu beeinflussen. Schreitet die Heilung nur schwach voran, wird die Wunde gegebenenfalls durch eine Hauttransplantation geschlossen. Bislang ist es noch nicht gelungen, Medikamente zu finden, welche die Heilung beschleunigen oder den Schmerz zuverlässig lindern können.
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